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Gravitative Massenbewegungen sind "[..] hangabwärts gerichtete Bewegungen von Fels- und/ oder Lockergesteinen unter der Wirkung von Schwerkraft [...]" (Glade & Dikau 2001). Die damit verbundenen Prozesse umfassen Fallen, Kippen, Rutschen, Driften und Fließen.

Es gibt verschiedene international anerkannte Klassifizierungssysteme. Am häufigsten angewandt sind die Klassifikationen von Varnes (1978), Cruden & Varnes (1996), Dikau et al. (1996 und 2001) oder Dikau & Glade (2002). Oft sind gravitative Massenbewegungen nicht einem einzigen Prozess zuzuordnen, sondern sind eine Kombination mehrerer Bewegungsmechanismen. Dies erschwert die Kartierung und Aufnahme - Entscheidungen zur Klassifizierung und Bewertung solcher Bewegungen können daher subjektiv sein. Hinsichtlich möglicher (Schadens-) Wirkungen gravitativer Massenbewegungen nehmen diese mit steigender Geschwingkeit und Masse zu. Prozesse wie Muren (bis zu 80 km/h) oder Steinschläge (bis zu 300 km/h) haben zudem auch ein höheres Todesrisiko als langsamere Ereignisse wie kriechende Hangbewegungen mit Geschwindigkeiten von wenigen Metern bis Zentimetern pro Jahr (Glade & Dikau 2001).

Bei der Untersuchung gravitativer Massenbewegungen müssen drei Faktoren getrennt analysiert werden (Crozier 1986):

  • vorbereitende Faktoren (Disposition)
  • Prozess- auslösende Faktoren (Trigger)
  • Kontrollfaktoren

Einige wichtige vorbereitende Faktoren sind u.a. die Verwitterung des Grundgesteins (Geologie), Veränderungen der Vegetation (Landbedeckung) und Änderungen der Hanggeometrie. Bezüglich möglicher Trigger Faktoren werden Massenbewegungen (auch in Niederösterreich) meist durch starke Niederschlagsereignisse und/ oder die Schneeschmelze ausgelöst, sie können jedoch auch durch vulkanische Aktivitäten und Erdbeben ausgelöst werden. Kontrollfaktoren wiederum beeinflussen den Bewegungsablauf einer Massenbewegung, deren Auslaufstrecke und damit deren potenzielle Risiken. Kontrollierende Faktoren beinhalten die Hanggeometrie (Konkavität, Konvexität, Hangneigung, Hangposition und Exposition), Vegetation und Oberflächenrauheit (Glade & Dikau 2001). Die Untersuchung gravitativer Massenbewegungen erfordert daher die Differenzierung und getrennte Analyse all dieser Faktoren.

Auf den folgenden Unterseiten werden die, für das NoeSLIDE-Projekt in Niederösterreich relevanten Arten gravitativer Massenbewegungen kurz vorgestellt.

Rutschungen

→ Felsstürze

→ Muren


Literatur

Crozier, M. J. 1986. Landslides: Causes, consequences and environment. London: Croom Helm.
Cruden, D. M. & D. J. Varnes. 1996. Landslide types and processes. In Landslides: investigation and mitigation, eds. A. K. Turner & R. L. Schuster, 36-75. Washington, D.C.: National Academey Press.
Dikau, R., J. Stötter, F.-W. Wellmer & M. Dehn. 2001. Massenbewegungen. In: Naturkatastrophen - Ursachen, Auswirkungen, Vorsorge, eds. E. J. Plate & B. Merz, 115-138. Stuttgart.
Dikau, R., D. Brunsden, L. Schrott & M. Ibsen. 1996. Landslide Recognition. Identification, movement and causes. 251. Chichester: John Wiley & Sons Ltd.
Dikau, R. & T. Glade. 2002. Gefahren und Risiken durch Massenbewegungen. Geographische Rundschau, 54, 38-45.
Glade, T. & R. Dikau. 2001. Gravitative Massenbewegungen - vom Naturereignis zur Naturkatastrophe. Petermanns Geographische Mitteilungen, 145, 42-55.
Varnes, D. J. 1978. Slope Movement. Types and Processes. In: Landslides: Analysis and control, eds. R. L. Schuster & R. J. Krizek, 11-33. Washington, DC: Transportation Research Board, National Academy Press.

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